Begleitung Sterbender

Veränderungen am Ende des Lebens

 

Der Weg des Lebens ist für jeden Menschen ganz verschieden. So ist auch der Weg des Sterbens jeweils ganz verschieden. Die Biografie, Beziehungen, Erreichtes und Unerreichtes, gar Unerledigtes, der Charakter, die beruflichen Tätigkeiten, die Erziehung, die Sicht auf das Leben und das Sterben, der soziale Kontext, Erfahrungen mit Krankheiten, der Umgang mit Krisen ... all dies kann beim Sterbeprozess eine wichtige Rolle spielen.

 

Jeder Sterbende verändert sich, im

  • körperlichen Bereich
  • zwischenmenschlichen Kontakt
  • geistigen Bereich

Es kann sein, dass mehrere dieser Veränderungen bei Ihrem Zugehörigen auftreten, vielleicht aber auch nur wenige.

 

Im Folgenden möchte ich auf verschiedene Bereiche eingehen, wie z.B. Essen und Trinken am Ende des Lebens, Unruhe, Rückzug und vieles mehr. Schauen Sie gerne immer mal wieder rein. Vielleicht finden Sie Informationen, die für Sie hilfreich sind. 



Filmtipp

Gesine Meerwein/Katharina Gruber, Lebenskünstlerinnen
In dem Film kommen sieben Frauen zu Wort - sie wohnen in verschiedenen Städten, arbeiten als Arzthelferin, Musikerin oder Therapeutin, leben lesbisch oder heterosexuell. Alle waren bzw. sind an Krebs erkrankt. In ihren Interviews berichten sie von den Kämpfen um Selbstbestimmung im schulmedizinischen Apparat und ihren Erfahrungen mit alternativen Ansätzen, von neu entdeckten Stärken und verändertem Körpergefühl. Sie erzählen von lebensnotwendiger Unterstützung durch Freundinnen, vom "Heilungsdruck" seitens der Schul-, aber auch der "Alternativ"-Medizin, vom Leben mit einer Brust und von der Konfrontation mit der Möglichkeit des Sterbens.
Daß eine der Filmemacherinnen gleichzeitig zu den berichtenden Frauen gehört, ist ein ungewöhnliches Experiment. Alle Frauen zeigen sich in beeindruckender Offenheit, und die Unterschiede ihrer Erfahrungen, Entscheidungen und Persönlichkeiten bleiben unkommentiert stehen. So schwindet die Distanz zwischen den Frauen vor und hinter der Kamera, zwischen den Erzählerinnen und den ZuschauerInnen.
(Quelle: www.lebenskuenstlerinnen.de


Essen und Trinken am Ende des Lebens

Essen und Trinken gehören zu den zentralen Themen des menschlichen Lebens. Sie sind ein Grundbedürfnis. Zudem bereitet es uns Genuss, Freude und Gemeinschaft. Eine gemeinsame Mahlzeit gehört für viele Menschen zu wichtigen und schönen Ereignissen dazu wie bei Geburtstagen, Weihnachten, Hochzeit, Sonntags usw.

"Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen".

So ist es nur allzu verständlich, dass es Vielen Ängste bereitet oder ein unbehagliches Gefühl, wenn ihr sterbender Angehöriger nicht oder kaum noch ißt und trinkt. "Ich kann ihn doch nicht verhungern lassen". 

Am Ende des Lebens braucht der Mensch jedoch kaum noch oder gar keine Ernährung mehr und nur noch wenig Flüssigkeit. Der Körper benötigt diese Form der Energiegewinnung nicht mehr oder nur noch wenig.

Ein Durstgefühl kommt meist von einer trockener Mundschleimhaut. Daher ist eine gute Mundpflege ein wichtiger Bestandteil der Fürsorge für den Sterbenden.

In Kurzform lässt sich sagen:

  • Wenn geklärt ist, dass die Nahrungsverweigerung keine Ursache hat im Bereich von z.B. Entzündungen im Mund-Rachen-Raum, schlecht sitzender Zahnprothesen, Schluckstörungen usw. kann normalerweise von einem Ernährungszwang abgesehen werden.
  • Reichen Sie Ihrem Angehörigen nur ganz kleine Portionen von dem, worauf er Appetit hat. Große Portionen überfordern viele bereits beim Anblick.
  • Es ist in Ordnung, wenn Ihr sterbender Angehöriger kaum etwas oder gar gar nichts essen möchte.
  • Häufig ändern sich Geschmack und Bedürfnisse. Fleisch und fetthaltige Nahrungsmittel werden oft abgelehnt und kühle, breiigeNahrungsmittel wie Joghurt bevorzugt.
  • Es ist auch für den Sterbenden angenehm in Gemeinschaft zu essen. Auch wenn es nur wenig ist.
  • Hübsch angerichtete Teller oder Schälchen tun der Seele gut.
  • Da sich das Geschmacksempfinden ändern kann, darf nachgewürzt werden.
  • Hilfsmittel können das Essen und Trinken erleichtern. Verwenden Sie z.B. dicke Strohhalme oder einen Löffel statt Messer und Gabel.  

Lassen Sie sich gerne individuell zu Ihrer Situation beraten. 


Mundpflege

Durst und Mundtrockenheit sind bei Sterbenden ein häufiges Symptom. Die Ursache dafür liegt meist darin, dass Sterbende mit geöffnetem Mund atmen, weil sie dafür weniger Energie brauchen. So trocknen die Mundschleimhaut schnell aus.

Wer eine Erkältung hat und durch die Nase keine Luft bekommt, wird das kennen. 

Es führt zu dem subjektiven Gefühl des Durstes, obwohl die Flüssigkeitsbalance meist ausgeglichen ist.

Eine gute Mundpflege ist daher äußerst wichtig. Und es ist eine Aufgabe, die gut die Angehörigen übernehmen können.

Achten Sie jedoch darauf, dass Ihr Angehöriger keine Flüssigkeiten aspiriert, d.h. dass sie in die Lunge gelangen aufgrund des verminderten Schluckreflexes.

  • Wunschgetränke anbieten (Kaffee, Wein, Cola, Bier, Säfte...) 
  • wenn das Trinken nicht mehr geht, kann man sich kleine Sprühfläschchen besorgen und regelmäßig den Mund mit diesen Flüssigkeiten aussprühen (immer in kleinen Mengen)
  • die Lippen können ein wenig mit Honig und Butter eingecremt werden

Zu beachten ist:

Viele Sterbende entwickeln im Verlaufe des Sterbeprozesses eine Herzschwäche. Dies führt dazu, dass sich Wasser in der Lunge ansammelt. Wenn dann zusätzlich über eine Infusion Flüssigkeiten gegeben werden, verstärkt sich die Wasseransammlung. Das führt dann zu Luftnot. Diese Luftnot wird meist mit einer Sauerstoffzufuhr behandelt. Die Gabe von Sauerstoff (meist über die Nase) führt wiederum zu Mundtrockenheit. Dieser wird daraufhin mit weiterer Flüssigkeitszufuhr entgegengewirkt. 

 

Lassen Sie sich gerne individuell zu Ihrer Situation beraten. 


Veränderung der Atmung

Häufig wird von Menschen, die unter einer erschwerten Atmung leiden, als auch von ihren Angehörigen die Angst vor dem Ersticken geäußert. Diese Angst ist völlig verständlich. 

Durch die Herabsenkung der Körperfunktionen im Sterbeprozess fällt vielen das Atmen jedoch meist leichter als in der Zeit davor. 

Während der letzten Tage oder Stunden kann ein rasselndes oder gurgelndes Geräusch auftreten. Das ist für die Angehörigen oft schwierig auszuhalten, weil sie sich sorgen, dass ihr sterbender Angehöriger "ertrinkt". Das Geräusch entsteht durch Schleimabsonderungen, die der sterbende Mensch nicht mehr abhusten oder herunterschlucken kann. Normalerweise sind sie aber weitaus weniger belastend für den Sterbenden als es den Anschein hat. Durch Medikamente kann die Schleimbildung vermindert werden. Auch ein Lagerungswechsel kann Erleichterung schaffen.

 

Lassen Sie sich gerne individuell zu Ihrer Situation beraten. 


Hilfe annehmen

Für viele Betroffene ist die Betreuung eines sterbenskranken Angehörigen oft ein großer Spagat. Der Beruf/die Arbeit, die Familie, der eigene Haushalt, Behördengänge, die Vereinsarbeit, Anliegen von Freunden usw. So vieles braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Aber man möchte doch auch ganz oder zumindest viel für den sterbenskranken Angehörigen da sein. Nicht wenige leiden bei diesem Spagat unter körperlichen Symptomen wie Schlaflosigkeit, Rücken- und/oder Kopfschmerzen, Unruhe, Konzentrationsstörungen, niedriger Reizschwelle und vieles mehr.

Nehmen Sie sich und ihre Symptome wahr und ernst. Nicht nur der schwer Erkrankte ist von dieser Situation betroffen und braucht Aufmerksamkeit. Auch die An- und Zugehörigen sind ebenso betroffen. Auch sie brauchen Fürsorge und Zuwendung, Achtsamkeit und auch Entlastung. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Gönnen Sie sich Spaziergänge in der Natur, lesen Sie ein gutes Buch, erholen Sie sich in der Badewanne, trinken Sie in aller Ruhe eine gute Tasse Tee. Sie sind genauso wichtig wie der/die Erkrankte. 

Entlasten Sie sich in Gesprächen mit lieben Menschen und nehmen Sie Hilfe an. 

So haben Sie mehr Zeit und Kraft, um die letzte Zeit mit Ihrem sterbenden Angehörigen zu leben. Als Ehepaar, als Vater/Mutter und Tochter/Sohn, als Geschwister, als Freunde...

Und nicht nur als Funktionierende in allen Belangen.

Wenn Sie mögen, melden Sie sich bei uns, beim Ambulanten Hospizdienst. Wir unterstützen Sie gerne.