Filmtipp

Caroline Link, Im Winter ein Jahr
Eliane (Corinna Harfouch) bittet den Maler Max Hollander (Josef Bierbichler), ein Porträt ihrer beiden Kinder anzufertigen. Als ungewöhnlich erweist sich dieser Auftrag, da Sohn Alexander (Cyril Sjöström) bereits vor einem Jahr verstorben ist und sich seine Schwester Lilli (Karoline Herfurth) nicht mit dem Gedanken abfinden kann, dass ihre Mutter Alexander als Dekoration an die Wand hängen möchte. Lillis abweisende Haltung bröckelt zaghaft, als sie sich mit dem alternden Künstler anfreundet und dabei die Trauer über den Tod ihres Bruders nach und nach verarbeitet...
(Quelle: filmstarts.de)


Die Brücke hinter den Sternen. Ein Trostbuch von Cornelia Funke

https://www.youtube.com/watch?v=ieRvNLCL_Nw

Vorgelesen von Lambert Lütkenhorst, Martina Jansen und Christian Sklenak

 


Kinder und Erwachsene fragen und suchen, staunen und

antworten, philosophieren und theologisieren gemeinsam auf die ihnen gemäße

Art, die sich in mancherlei Hinsicht voneinander unterscheidet.

Dabei begegnen sie sich einander achtsam, respektvoll und ehrlich.

Wenn das gelingt, kann die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod für Kinder

und Erwachsene gleichermaßen förderlich

und heilsam sein.

 

Kinder fordern dazu heraus, sich auf das Thema Sterben und

Tod einzulassen. Sie spüren es, wenn wir versuchen, sie mit halbherzigen,

voreiligen oder distanzierten Antworten abzuwimmeln.

Wir schulden ihnen aufrichtige, ernst gemeinte Antworten,

von denen wir selbst überzeugt sind.

Wie können wir Kindern, die leidvolle Verlusterfahrungen

machen, Halt und Trost schenken, wenn wir selbst nicht wissen, was uns tröstet

und hoffen lässt – auch über den Tod hinaus?

 

Wie erleben Kinder Sterben und Tod

 

Klein- und Vorschulkinder-Noch kein Vorstellungsvermögen bezüglich der

Endgültigkeit des Todes

-Sie empfinden den Verlust von Menschen und

Tieren, rechnen aber mit deren Wiederkehr

-Ihre Gefühle drücken sie eher nonverbal im Spiel

und mit Bildern ausHäufig magische Gedanken „Ich habe zu Opa ein

böses Wort gesagt, deshalb ist er tot“

-Jüngere Kinder glauben auch häufig durch gutes

Verhalten den Tod wieder rückgängig machen zu können „Wenn ich Mama ganz viel

helfe, kommt Oma sicher wieder zurück“

 

Grundschulkinder

-Erfassen die Endgültigkeit und Allgemeinheit

(alle müssen sterben) des Todes

-Haben sie noch keine eigenen Erfahrungen gemacht

ist ihnen die Bedeutung, die der Tod für das eigene Lebensumfeld haben kann,

noch nicht vorstellbar.

-Sie sind oft sachlich am Sterben und Tod interessiert

„Wie funktioniert das mit dem Tod? – Wie tief muss ein Grab sein? – Was

passiert dann mit dem Toten?“

-Bei eigener Betroffenheit: starke Emotionen,

tiefe Traurigkeit, Lethargie, Wut.

-Noch immer stellt sich die Frage nach dem

eigenen Verschulden des Todes. Der Tote wird idealisiert, das Kind versucht ihn

zu ersetzen.

-Trauern Eltern um ein Geschwisterkind, fühlt sich der lebende

Bruder/die lebende Schwester oftmals weniger geliebt und zurückgesetzt

 

Ältere Kinder

-Verbergen ihre Trauer und Betroffenheit oftmals

vor Familienangehörigen und anderen Erwachsenen

-Sie zeigen sich antriebslos, gleichgültig, aber

auch aggressiv

-Wichtig sind ihnen Gleichaltrige, die zuhören

und die Gefühlswallungen aushalten

-Sind sie selbst nicht betroffen können sie doch

Ängste zeigen „Was ist wenn ich selbst plötzlich an Leukämie erkranke?“


Kinder schützen!?

 

Kinder werden in unserer Gesellschaft oft intuitiv von Sterbenden, dem Tod und den Gesprächen über den Tod und die Toten ferngehalten. Müssen sie nicht vor all dem bewahrt werden?  Mit so etwas kann man die Kinder doch nicht belasten. 

Es kommt die Frage auf, ob die Kinder zur sterbenden Oma ins Krankenhaus mitgenommen werden sollen oder ob sie während der Beerdigung nicht besser bei Freunden unterkommen.

Und wie erkläre ich meinem kleinen Kind, dass der Onkel nicht mehr wiederkommt um mit ihm zu spielen?

Die Ängste, Sorgen und Unsicherheiten sind ganz verständlich.

Kinder gehen jedoch normalerweise mit diesen Themen ganz natürlich um. Sie spielen Beerdigung ebenso wie Hochzeit. Sie haben eine kindliche Neugier und stellen Fragen. Z.B. Wie tief ein Grab geschaufelt werden muss und was mit dem Körper im Sarg geschieht. 

Erst die Unsicherheit der Erwachsenen verunsichert dann auch sie. Die peinliche Berührtheit spüren sie und lernen dass es ein Thema ist, das schwierig ist und mit Geheimnissen umwittert.

Es ist für die Entwicklung der Kinder wichtig, dass wir offen und ehrlich, natürlich altersentsprechend, mit ihnen sprechen. 

Umso besser und reifer können sie später auch mit Krisen umgehen, mit Verlusten und Entscheidungen für ihr Leben treffen.



Trauernde Jugendliche

Jugendlichen in ihrer Trauer Raum geben

"Kognitiv erfassen Jugendliche den Tod wie Erwachsene auch. Sie wissen, dass alle Lebewesen sterben müssen, der Tod endgültig ist und eine biologische Ursache hat. Der Verlust eines nahen Menschen ist für Jugendliche ein einschneidendes, schmerzvolles Erlebnis, welches sich auf ihr ganzes Sein auswirkt und neben körperlichen (wie z.B. Konzentrationsprobleme, Kopf- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen, Einnässen, ...) auch psychische und soziale Reaktionen auslösen kann. ... Sicherheiten weichen der Unsicherheit. Vertraute Gewohnheiten zerbrechen und müssen aufgegeben werden. Oft verstehen Jugendliche ihre verwirrenden Gedanken und wechselnden Gefühle selbst nicht mehr in dieser Trauer. Wut, Aggression, Angst, Albernheit, Lachen, Hass und Schuldgedanken können ebenso dazu gehören wie Schock, Panik, permanente Verdrängung, Niedergeschlagenheit, Ratlosigkeit, Scham, Weinen, Leere, Enttäuschung, Hilflosigkeit, Schmerz, Dankbarkeit, Freude, Liebe und Erleichterung. ... Trauerprozesse kosten körperliche und seelische Kraft.... Allein durch die Pubertät setzen sich Jugendliche mit vielfältigen Entwicklungsaufgaben auseinander, die sie auf unterschiedlichen Ebenen fordern....

 

Um Jugendlichen Raum für ihre Trauer u geben, müssen sie erst einmal als Trauernde wahrgenommen werden. Hier besteht die erste Hürde, die es häufig schwer macht, trauernde Jugendliche zu unterstützen. Sie werden nicht bemerkt und geben selbst häufig nicht zu erkennen, dass sie in einer Verlustsituation leben oder sich Unterstützung wünschen. ...

Aus der Trauerbegleitung wissen wir, dass es für trauernde Jugendliche sehr wertvoll sein kann, Informationen zu Entwicklungs-, Trauerprozessen und Trauerreaktionen sowie Hinweise zu professionellen Unterstützungsangeboten ... zu erhalten. ...

Es sollte uns nicht irritieren, wenn Jugendliche nach dem Tod eines nahestehenden Menschen keine, wenig oder viele Emotionen zeigen, die uns unangemessen oder unverständlich erscheinen....

Trauernde Jugendliche benötigen in dieser Hinsicht Erklärungen sowie entsprechenden Raum, in dem sie sich ihrer Gedanken und Gefühle nicht schämen oder sich ängstigen müssen, ausgelacht zu werden. Sie benötigen Menschen, die ihre Bedürfnisse nach Nähe oder Distanz sensibel wahrnehmen und die ihre Schwankungen in den Bedürfnissen akzeptieren".

Stephanie Witt-Loers, Jugendlichen in ihrer Trauer Raum geben, Tod - kein Thema für Kinder?



Fürsorge und Achtsamkeit

Wenn Kinder trauern, benötigen sie Fürsorge und Achtsamkeit.

Verlieren Kinder einen nahestehenden Menschen, ist es für diese eine emotionale Grenzerfahrung. Das Kind in ihrer Traurigkeit zu begegnen, wirft viel Unsicherheiten und Fragen auf. 

Ein Rezept, ein bestimmtes Vorgehen, ein Richtig oder Falsch gibt es nicht, da sich jedes Kind, jeder Erwachsene, jede Beziehung zueinander individuell gestaltet. 

Im Folgenden werden Anregungen aufgeführt, die die  Begleitung von trauernden Kindern im Alltag unterstützen sollen:

  • Jedes Kind drückt seine Gefühle in unterschiedlichster Form aus. Auch traurige, belastende Eindrücke fließen in diesen verschiedenen Ausdrucksformen ein. Das, was Ihrem Kind gut tut und was es gerne tut, das sollte es auch in seiner Trauerzeit tun!
  • Nehmen Sie das Kind in seiner Trauer ernst. Es benötigt liebevolle Begleitung und Mitgefühl. Wichtig ist hier, die Signale des Kindes wahrzunehmen und ausreichend Freiraum zu gewähren, so dass es seine Gefühle „er-leben“ kann.
  • Reagieren Sie auf individuelle Haltungen und Sichtweisen zum Thema Tod mit Gegenfragen oder äußern eventuell Ihre eigene Meinung. Zum Beispiel: „Ich denke, dass….was meinst du?
  • Für viele Kinder ist es erleichternd, immer wieder reden zu dürfen. Es kann sein, dass sie das Geschehene immer wieder erzählen. Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass Sie gut zuhören. Durch das Wiederholen kann dem Kind geholfen werden, die Situation zu verarbeiten und später dann auch akzeptieren, um neue Situationen zuzulassen.
  • Bieten Sie sich immer wieder als „Zuhörer“ oder Spielpartner an und warten Sie nicht ab, bis das trauernde Kind zu Ihnen kommt. So sind Sie für das Kind greifbar.
  • Versuchen Sie, Routine so weit wie möglich zu behalten. Es bietet Sicherheit und das Kind findet Ablenkung und Normalität. Durch Angebote in der Freizeit und Aufrechterhaltung von Verabredungen schaffen Sie für Ihr  Kind „kleine Oasen“, in der es frei von Trauer ist.
  • Auch schöne Erinnerungen an die (den) Verstorbene(n) helfen nicht nur den Erwachsenen, sondern auch den Kindern. (z.B. gemeinsam Bilder anschauen,  sich schöne Momente erzählen, oder ein gemeinsamer Friedhofsbesuch).
  • Kinder möchten Antworten auf Fragen bekommen. Antworten Sie einfühlsam und ehrlich und nicht mit beschönigende Worte (wie z.B. Opa ist eingeschlafen, Oma wohnt jetzt bei den Engeln). Versuchen Sie altersgemäß und anschaulich den Sachverhalt zu erklären (z.B. dass ein toter Mensch nicht mehr atmen, essen, sprechen und sich bewegen kann). So wird das Kind nicht verunsichert und kann sich angemessen mit der Situation und der Trauer auseinander setzen. Es wird so verhindert, dass sich das Kind in seiner Phantasie „angstvolle“ Gedanken macht. 
  • Haben Sie keine Sorge, wenn Ihr Kind weint. Weinen löst seelische Spannungszustände und baut Stress ab. Kinder, wie auch Erwachsene fühlen sich danach oft erleichtert. Es zeugt zudem Mitgefühl aus und somit den Wunsch, dem Kind nahe zu sein (z.B. es in den Arm zu nehmen).
  • Geben Sie Ihrem Kind Zeit für Ruhe und Erholung. Einen Verlust zu betrauern verbraucht Lebensenergie. Es kann dann z.B. sein, dass die Kinder in unterschiedlichen Bereichen Rückschritte machen. Umso mehr der Verlust in ihr Selbstkonzept integriert ist, wenden sie sich dann wieder den „Aufgaben des Lebens“ zu. 

Trauer hat ein Ziel:

Sie will uns den Verlust eines Menschen

begreifen lassen

und diesem Erlebnis einen Platz 

in unserem Inneren einräumen.

Das geht nicht

von heute auf morgen.

Gerdrud Ennulat