Blog des Ambulanten Hospizdienstes

Hilfen/Erfahrungen/Unterstützungen

 

Nach und nach möchten wir hier Texte, Bilder, Erfahrungen und Hilfen einstellen für Trauernde und Menschen, die einen Sterbenden begleiten.

Vielleicht ist Ihnen das eine oder andere Bild, ein Text, eine Erfahrung eine kleine Hilfe in Ihrer schwierigen Situation.

 

 


Filmtipps

Doris Dörrie, Kirschblüten - Hanami
Nichts ist wie die Kirschblüte in Japan. Hanami, das ist im Verständnis der Japaner schlichtweg das Gleichnis für die Vergänglichkeit und Schönheit des Lebens. Es ist auch der Titel von Doris Dörries wohl schönsten, ausgewogensten und weisesten Films. Mit großem Ernst und Gelassenheit erzählt die Münchner Filmemacherin eine wunderschöne Liebesgeschichte, die erst nach dem Tod ihre Erfüllung findet.
Rudi und Trudi führen ein ereignisarmes Leben im Allgäu miteinander. Die Kinder sind alle aus dem Haus. Leben in der Großstadt oder noch weiter weg in Japan. Das ergraute Ehepaar hat nur noch sich und die vielen kleinen Rituale, als Trudi plötzlich erfährt, dass ihr Mann nur noch kurze Zeit zu leben hat.
(Quelle: www.br-online.de

 

Andres Veiel, Die Überlebenden
Klassentreffen, Abiturjahrgang 1979. Nach 17 Jahren treffen wir uns wieder. Drei fehlen. Sie haben sich in den letzten Jahren das Leben genommen. Der Film spürt nach, erzählt über sie, indem er die zeigt und zu Wort kommen lässt, die noch da sind: Mitschüler, Freunde, Eltern und Geschwister.


Ein Trauerfall im Freundeskreis

 Wenn im Freundes- und Bekanntenkreis ein Trauerfall eintritt, wissen nahe stehende Menschen häufig nicht, wie sie reagieren, was sie sagen oder wie sie helfen können. So entsteht schnell die Situation, dass Trauernde sich allein gelassen fühlen, anstatt Unterstützung zu erfahren. Trauernde brauchen die Begleitung von Freunden und Bekannten - nicht nur in den ersten Tagen, sondern über Wochen, Monate oder auch Jahre! Unsere Anregungen, Ideen und Ermutigungen wollen dazu beitragen, Ratlosigkeit oder Hilflosigkeit im Kontakt mit trauernden Menschen abzubauen. Einige hilfreiche Prinzipien im Umgang mit Trauernden:

Zuhören Anstatt nach den richtigen Worten zu suchen, ist es für Trauernde hilfreich, wenn der Gesprächspartner aufmerksam und einfühlend zuhört. Dies kann auch bedeuten, dass Erlebnisse vom Verlust und Abschied immer wieder erzählt werden – für Trauernde kann das ein Weg sein, zu begreifen was geschehen ist und es Schritt für Schritt zu verarbeiten.

Mitgefühl und Geduld haben Trauernde sollten ihre Gefühle zum Ausdruck bringen können, ohne befürchten zu müssen, deshalb kritisiert zu werden. Begegnen Sie ihnen vorurteilsfrei und verzichten Sie auf Verhaltensratschläge. Auch der Satz „Ich weiß genau, wie du dich fühlst“ bringt selten Trost. Jeder Trauerweg ist anders und einzigartig und braucht seine eigene Zeit. Erspüren oder fragen Sie, welche Bedürfnisse der Trauernde hat, ohne zu sehr davon auszugehen, was Sie selbst schon erlebt haben oder für richtig halten. Begleiten Sie den Trauernden auf seinem Weg.

Da sein - Zeit haben Sie können trauernden Menschen ihre Trauer nicht abnehmen (das ist auch nicht Ihre Aufgabe!), sondern sollten sie ermutigen, sich auf die Trauerzeit und alles, was sie mit sich bringt, einzulassen. Dabei ist es ein großes Geschenk, wenn Sie einfach da sind, den Schmerz und die unterschiedlichen Emotionen, die kommen, aushalten, zusammen weinen, lachen oder schweigen. Auch bei der Alltagsbewältigung können Trauernde oft Unterstützung brauchen. Einkäufe, Kochen, Mahlzeiten, Aufgaben im Haushalt, Schriftliches… Manches können Sie ihnen abnehmen, anderes gemeinsam machen. Versuchen Sie nicht, den trauernden Menschen abzulenken oder auf andere Gedanken zu bringen, wenn er es gar nicht möchte. Aber bieten Sie an, mal etwas gemeinsam zu unternehmen, laden Sie ihn ein oder gehen Sie spazieren. Akzeptieren Sie aber, wenn er ablehnt, kurzfristig absagt oder bald wieder nach Hause möchte. Es kann sein, dass Trauernde Ihre Hilfe Monate nach dem Verlust dringender brauchen als unmittelbar nach dem Todesfall.

(Quelle: Bestattungen Rolf)



Meine Großmutter hat mir mal diesen Tipp gegeben:
Wenn die Zeiten schwierig sind, gehe in kleinen Schritten weiter.
Tu, was du tun kannst, aber tu es langsam.
Denk nicht an die Zukunft oder was morgen passieren kann.
Gestalte dir ein gemütliches zu Hause.
Koche dir ein leckeres Essen.
Schreibe einen Brief.
Lies ein schönes Buch.
Gehe in die Natur und genieße die Vielfalt.
Nimm ein Bad und lass die Seele baumeln.

Siehst du es?

Du gehst vorwärts, Schritt für Schritt.
Mach einen Schritt und dann Pause.
Ruh dich aus.
Schätze dich selbst.
Mach den nächsten Schritt.
Dann noch einen.
Du wirst es kaum merken, aber deine Schritte werden länger werden.
Bis es soweit ist, wo du wieder an die Zukunft denken kannst, ohne zu weinen.

Elena Mikhalkova


Die erste Zeit

Ich fühle mich wie zerrissen

Plötzlich ist alles ganz anders. Der Tod kam zwar vorbereitet. Aber kann man sich wirklich darauf vorbereiten? Auch nach langer Erkrankung ist es doch dann ganz anders. Die Zeit ist wie stehengeblieben. Und doch dreht sich alles um einen herum weiterEigentlich viel zu schnell. Kann die Zeit, die Welt nicht einfach mal kurz mit anhalten? Da ist diese Leere. Und eine Fülle zugleich. Eine Fülle an Gefühlen, an Schmerz. Manchmal die unterschiedlichsten gleichzeitig. Es ist innerlich wie gelähmt. Aber es möchte auch laut schreien. Wie kann ich weiterleben? Manche sagen, wenn die ersten drei Monate vorbei sind wird es besser. Stimmt das? Vor allem, stimmt das immer? Es gibt so viel zu tun am Anfang, direkt nach dem Tod. Die Bestattung, die Karten, Versicherungen sortieren, Behördengänge usw. Und dann... wenn es ruhiger wird? Dann wird es so merkwürdig still. Und das Herz begreift langsam, dass der liebe verstorbene Mensch wirklich nicht wieder kommt. Und da ist noch so viel Leben vor einem. Auch wenige Jahre fühlen sich unglaublich viel an. In dieser Zeit kann es helfen, immer nur zu versuchen diesen einen Tag zu bestehen. Nur heute. Vielleicht gibt es zwei bis drei Momente, die ich mir für heute vornehme. Ein Spaziergang in der Natur. Einmal richtig kochen. Etwas, das mir ein klein wenig hilft, das mich ablenkt. Das mich den Tag schaffen lässt. Ansonsten ist es ganz normal und in Ordnung auch einfach nur dazusitzen. Zu weinen. Allein zu sein. Wenn es geht und passt, können Sie sich jemanden zu sich einladen. Für eine kurze Zeit. Eine halbe Stunde. Jemanden, der Sie so sein lässt wie Sie im Moment sind. Andere wiederum brauchen mehr Ablenkung. Sie brauchen immer jemanden um sich. Sie müssen sich beschäftigen. Den Keller aufräumen z.B.Alles ist völlig in Ordnung.

 



Sag mir, wenn ich etwas tun kann

- die anderen

Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.

Das haben Sie sicher von einigen gehört. Von Nachbarn, von Freunden...

Es mag dann und wann eine hilflose Floskel sein. Vielleicht ist es manchmal auch nicht wirklich so gemeint. Die meisten aber würden wohl tatsächlich irgendwie helfen wollen. Sie fühlen sich betroffen von dem Tod Ihres lieben Angehörigen, von Ihrer Trauer, Ihrem Schmerz. Vielleicht fühlen sie sich auch betroffen, dass der Tod ihnen so auf die Pelle rückt. Sie kommen zum Nachdenken. Der Gedanke an den Tod ist aber für viele unangenehm, bedrängend. 

Zudem sind sie oft unsicher. Wie sollen sie helfen? Möchte der Trauernde allein sein oder braucht er Menschen um sich? Sollen sie ihn auf den Tod des lieben Menschen ansprechen oder lieber nicht? 

 

Nehmen Sie das Hilfsangebot ruhig an. Vielleicht machen Sie sich Notizen wer Sie wobei unterstützen kann. Die Nachbarin, die mal etwas bei ihrem nächsten Einkauf für Sie mitbringen kann. 

Der Freund, der Ihnen bei den Behördenangelegenheiten helfen kann und beim Sortieren der Dokumente.

Die Freundin, die Sie eigentlich immer anrufen können.

Die Bekannte aus dem Familienkreis, die auch immer mit dem Hund raus geht. Vielleicht können Sie einen Spaziergang durch die Natur gemeinsam machen.

Den meisten hilft es, wenn sie konkret wissen, was Sie brauchen und wann. Und es hilft ihnen auch, wenn sie wissen, wenn es Ihnen genug ist. Wenn Sie wieder allein sein wollen. Oder wenn Sie jetzt allein sein wollen, in drei Stunden aber vielleicht nicht.



Gib mir ein Zeichen,

wenn ich etwas für dich tun kann.,

wenn du Zuspruch brauchst, ein offenes Ohr, eine helfende Hand, wenn du mit mir reden willst oder mit mir schweigen,

wenn du eine Schulter brauchst, an die du deinen Kopf lehnen kannst, oder einen Arm, der dich hält,

oder einfach nur einen Menschen in deiner Nähe - gib mir ein Zeichen.

Jochen Mariss


Das ganz normale Chaos der Trauer

Viele Trauernde äußern eine Sorge verrückt zu werden oder zumindest allein dazustehen mit den merkwürdigen Dingen, die mit ihnen oder in ihnen geschehen.

Eine Flut an unterschiedlichsten Gefühlen und Gedanken befällt sie oft. Gefühle, die viele so noch nicht an sich kannten. Auch von manchen Gedanken zeigen sie sich überrascht. Alles das ist jedoch ganz normal und betrifft viele. Bei jedem jedoch anders. Weil jede Trauer sich anders zeigt, denn jeder Mensch ist anders und jede Beziehung ist einzigartig. 

Scham, Schuldgefühle, Erleichterung, Wut, sind Gefühle, die sich Trauernde häufig selbst nicht zugestehen mögen. All dies kann aber genauso dazugehören wie Traurigkeit, Schmerz, Verletztheit und Verletzlichkeit. 

 


Sein Unglück

ausatmen können

tief ausatmen

so daß man wieder

einatmen kann

Und vielleicht auch sein Unglück

sagen können

in Worten

in wirklichen Worten

die zusammenhängen

und Sinn haben

und die man selbst noch

verstehen kann

und die vielleicht sogar

irgendwer sonst versteht

oder verstehen könnte

Und weinen können

Das wäre schon

fast

wieder Glück

Erich Fried


Körperliche Symptome

Kaum etwas betrifft so sehr den ganzen Menschen in all seinen Facetten wie der Verlust eines geliebten Menschen.  Neben der seelischen Not zeigt sich die Trauer auch im körperlichen und geistigen Bereich. Viele klagen über Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Schmerzen wie z.B. Kopf-, Rücken-, Nacken- oder Bauchschmerzen, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Unruhe usw. 

Seien Sie gut zu sich selbst und gehen Sie barmherzig mit sich um. Trauer braucht seine Zeit. Sie müssen nicht in kurzer Zeit wieder so sein wie vor dem Tod Ihres lieben Menschen oder wieder top funktionieren. 


Mein Weg der Trauer

Den Weg, den ich vor mir habe, kennt keiner.

Nie ist ihn einer gegangen,

wie ich ihn gehen werde.

Es ist mein Weg.

Unauswechselbar.

Ich kann mir Rat, Hilfe und Trost holen,

aber gehen muss ich ihn.

Ich will diesen Weg gehen,

so schwer er auch sein mag.

Und sicher wird es immer beides geben;

Tränen, Wut, Schmerz und Verzweiflung,

aber auch Hoffnung, Liebe und Dankbarkeit.

Es soll mein Weg sein.

Mein eigener Weg.

(Verfasser unbekannt)


Kleine Lichter

Möglicherweise können Sie nach und nach, an einem Tag mehr, an einem anderen Tag weniger die kleinen Lichter wieder wahrnehmen, die es auch in Ihrem Leben gibt. Sie geben Kraft.

Diese kleine Übung kann die Wahrnehmung wieder etwas schärfen.

Nehmen Sie sich am Abend ein klein wenig Zeit und einen Stift und einen Zettel oder ein Notizbuch und schreiben Sie Ihre Gedanken zu folgenden Fragen nieder:

  • Worte/Dinge/Geräusche..., die ich heute besonders wahrgenommen habe
  • Dinge (auch ganz kleine), die mir heute gut getan haben
  • Heute ist mir gelungen
  • Worte, die ich mir heute von der Leber oder von der Seele schreiben möchte
  • Menschen, die mir heute in irgendeiner Weise hilfreich oder tröstlich begegnet sind
  • Wo oder wobei konnte ich heute gut Hilfe annehmen?
  • Was ist mir jetzt gerade besonders wichtig?
  • Was macht mir Mut, was gibt mir Kraft?

 

 

 

 

Jeder von uns

wird an seiner Seite

Menschen brauchen,

die ihn lehren,

sich selber

mit den Augen

der ewigen Güte

zu betrachten.

 

Eugen Drewermann


Mein Ressourcenkoffer

Meinen Ressourcenkoffer kann sich von Zeit zu Zeit immer mehr füllen. In ruhigen Momenten kann ich mich hinsetzen und ein paar Dinge aufschreiben. Immer mal wieder. So enthält er dann mehr und mehr Ideen und Gedanken, die mir in Zeiten, in denen es besonders schwer ist, helfen können. Immer, wenn es mir nicht gut geht, kann ich hier Anregungen finden.

  • Ich kann mich ablenken durch___________________
  • Ich kann mich entspannen, indem ich_____________________
  • Tröstlich ist für mich____________________
  • In anderen Krisen hat mir geholfen_________________
  • Ich fühle mich besser, wenn ich______________________
  • Ich möchte in Zukunft mehr____________________
  • Damit möchte ich aufhören_________________
  • Und stattdessen lieber folgendes tun______________________